Deutschlandfunk / Archiv / 17.03.2003
Saddams Rüstungslieferanten
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Die
Vereinigten Staaten versorgten die Regierung des Irak mit genehmigten Materialien für „dualen Gebrauch“, die bei der Entwicklung eines
irakischen chemischen, biologischen und
Raketen-Programms halfen ...
Das Schlüsselwort heißt
„dualer Gebrauch“. Es bedeutet, dass die gelieferten Güter bzw. die Technologie sowohl für
zivilen als auch
militärischen Zweck, sprich „dual“, genutzt werden können.
Auf dem
Sektor der dualen Güter bzw. Technologie waren im Geschäft mit dem Irak weder Frankreich noch die Vereinigten Staaten führend, sondern die Bundesrepublik Deutschland – und zwar mit großem Abstand. Komponenten, Grundsubstanzen, Spezialgerät und Technologie für den Bau von atomaren, biologischen und chemischen Waffen, von ballistischen Raketen und ausgeklügelten konventionellen Waffensystemen – auf jedem Sektor waren die Deutschen führend.
Als im Dezember vergangenen Jahres der Irak dem UN-Sicherheitsrat seinen Rüstungsbericht vorlegte, fand sich dort auch eine Liste mit den Namen jener Unternehmen, die in den achtziger Jahren bei der Aufrüstung des Landes dabei waren.
Bundesrepublik Deutschland – 80 Unternehmen
Darunter MBB, Daimer-Benz, Preussag, MAN, Degussa, Hochtief, Siemens, Gildemeister – dazu viele kleine und mittlere Firmen, deren Namen der breiten Öffentlichkeit nichts sagen, wie Fritz Werner, Karl Kolb, H&H Metalform, Rhein-Bayer und andere.
Vereinigte Staaten von Amerika – 24 Unternehmen
Darunter Hewlett Packard, Honeywell, Rockwell, Bechtel, Unisys usw.
Frankreich – zehn Firmen
Darunter Aerospatiale, Matra Espace und die deutsch-französische Euromissile.
Chinesische Firmen waren dabei, sowjetische...
Schweizer haben mitgemacht, Schweden, Briten, Brasilianer, Italiener, Österreicher ...
... und noch weitere Länder. Ein Milliarden–Dollar-Business, und der Erste Golfkrieg zwischen Irak und Iran sorgte ständig für weitere Nachfrage. Weil die Geschäfte offenbar besonders gut liefen, belieferten nach Angaben des schwedischen Friedensforschungsinstitutes SIPRI 29 Staaten gleich auch noch Iraks Kriegsgegner Iran.
Die militärische Hardware Iraks stammte vor allem aus der Sowjetunion, die alles lieferte, was man so zu einem Krieg braucht. Auf Rang zwei folgte Frankreich mit Kampfflugzeugen vom Typ Mirage und Super Etendard sowie Raketen wie die berüchtigte Exocet. Rang drei belegte, allerdings schon mit großem Abstand, die Volksrepublik China vor Brasilien, das mit gepanzerten Fahrzeugen seinen Schnitt machte. Deutsche wie Amerikaner finden sich unter den Lieferanten von militärischer Ausrüstung erst unter ferner liefen. Dafür nehmen sie unter den Geschäftemachern mit militärisch und zivil nutzbaren, also „dualen Gütern“ die beiden Spitzenränge ein. Eben diese dualen Güter und Technologien bildeten das Fundament für den Aufbau einer gigantischen Rüstungsindustrie im Irak. Und diese wiederum machte das Land zu einer tödlichen Bedrohung für seine Nachbarn.
Zutiefst besorgt über die übereinstimmende Feststellung der Sachverständigen, dass irakische Streitkräfte bei vielen Gelegenheiten ... chemische Waffen gegen iranische Streitkräfte eingesetzt haben, verurteilen die Mitglieder des Rats mit Nachdruck diesen fortdauernden Einsatz chemischer Waffen, der in flagranter Weise gegen das Genfer Protokoll von 1925 verstößt.
Resolution des UN-Sicherheitsrates zur Verurteilung des Irak, 21. März 1986. Den
Irak und seine
Lieferanten scheint dies nicht weiter beeindruckt zu haben, auch nicht jene bundesdeutsche Unternehmen, die unter Saddam Husseins Helfern eine führende Position inne hatten.
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