Kuleba erklärte dagegen, dass genau dies die beiden Punkte gewesen seien, die er bei dem Treffen immer wieder angesprochen habe. Er habe einen Korridor für die belagerten Zivilisten in Mariupol und Sumy erreichen und eine 24-stündige Waffenruhe aushandeln wollen. Lawrow sei leider nicht in der Lage gewesen, sich darauf zu verpflichten, sagte Kuleba. Die Entscheidungen zu diesen Themen würden offenbar von anderen Stellen in Russland gefällt.
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Der ukrainische Außenminister ließ durchblicken, dass er kein Verständnis dafür hat, dass Lawrow ohne echtes Verhandlungsmandat nach Antalya gekommen war. "Ich glaube, wenn zwei Außenminister sich treffen, haben sie per Definition das Mandat, über Frieden und Sicherheit zu verhandeln." Er sei bereit, sich erneut mit Lawrow zu treffen, "wenn es Aussicht gibt auf substantielle Diskussionen und auf die ernsthafte Suche nach Lösungen".
Für Russland geht es vor allem um die NATO
Lawrow brachte die bekannten Vorwürfe Russlands gegen den Westen und die Ukraine vor und sprach mehrfach auch vom Ziel einer "Entnazifizierung" der Ukraine. Er wiederholte zudem die Anschuldigung, in der Ukraine seien Dokumente gefunden worden, die nachwiesen, dass an den Grenzen zu Russland Forschungslabore für Biowaffen eingerichtet worden seien.
Wie schon Russlands Präsident Wladimir Putin in seinem Fernsehauftritt in der Nacht zum 24. Februar stellte Lawrow den Krieg auch als Folge des Konflikts zwischen NATO und Russland dar. Außerdem habe ein angeblich unmittelbar bevorstehender Angriff der Ukraine auf die "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk verhindert werden müssen. Zugleich bezeichnete Lawrow den laufenden Krieg als "diese innerukrainische Krise".
"Wir haben bereits am 15. Dezember unsere Vorschläge auf den Tisch gelegt", sagte Lawrow über einen möglichen Ausweg aus dem Konflikt. An diesem Tag waren der stellvertretenden US-Außenministerin Karen Donfried bei einem Besuch in Moskau Vertragsentwürfe übergeben worden, in denen Russland drei Dinge fordert:
einen Verzicht auf eine Ausdehnung der NATO Richtung Osten, einen Verzicht auf die Aufnahme von Staaten, die der vor drei Jahrzehnten untergegangenen Sowjetunion angehört hatten, sowie einen Rückzug der NATO-Infrastruktur auf den Stand von 1997. Offenkundig sollen auch diese Forderungen an die NATO mit dem Krieg gegen die Ukraine durchgesetzt werden.