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Washington entwirft Pläne für seine politische Vorherrschaft über Zentralasien
Der Ausschuß für Internationale Beziehungen des US-Repräsentantenhauses hält seit einiger Zeit Anhörungen über die strategische Bedeutung der kaspischen Region ab. Im Februar 1998 eröffnete Doug Bereuter, der Vorsitzende des Ausschusses, eine Sitzung mit einem Rückblick auf die Konflikte, die im 19. Jahrhundert Zentralasiens wegen zwischen den Großmächten ausgetragen wurden. Man sprach damals vom "großen Spiel".
Im Wettstreit um den Aufbau ihrer Reiche, erklärte Bereuter, führten Rußland und Großbritannien einen langen Kampf um Macht und Einfluß. "Hundert Jahre später", fuhr er fort, "hat der Zusammenbruch der Sowjetunion ein neues großes Spiel ausgelöst, und an die Stelle der Interessen der East India Trading Company sind die Interessen von Unocal und Total sowie zahlreicher weiterer Organisationen und Firmen getreten."
"Die erklärten Ziele der US-Politik hinsichtlich der Energieressourcen dieser Region", so Bereuter weiter, "umfassen die Förderung der Unabhängigkeit der dortigen Staaten sowie deren Verbindungen zum Westen; das Brechen des russischen Monopols über die Transportwege für Öl und Gas; die Förderung der Versorgungssicherheit des Westens durch Diversifizierung der Energieversorger; die Förderung des Baus von Ost-West-Pipelines, die nicht durch den Iran führen; sowie die Abwehr des gefährlichen iranischen Zugriffs auf die zentralasiatischen Ökonomien."
Bereuters Bemerkungen zeigen, daß Washington erhebliche Konflikte mit den Regionalmächten voraussieht. Der Zugang zum kaspischen Öl hat bereits größere Reibungen ausgelöst, sein Transport zu den westlichen Märkten sorgt für noch heftigere Auseinandersetzungen und Manöver.
Während die westlichen Ölkonzerne bereits Förderverträge im Wert von Milliarden Dollars abgeschlossen haben, gibt es noch keine Einigung über den Verlauf der wichtigsten Exportpipeline. Aus den von Bereuter angeführten Erwägungen heraus besteht Washington unnachgiebig auf einer Ost-West-Route, die weder durch den Iran noch durch Rußland führt.