
Zitat von
Virtuel
In meiner Erinnerung haben das so viele gar nicht mitgemacht und hatten eher sehr viel Kritik an allen Besatzungsmächten.
Die Unterschiede zu Deutschland waren eigentlich fast jedem bewußt, und es gab keinen, der gerne getauscht hätte, niemanden, der in die USA oder nach Frankreich gewollt hätte.
Wer mal in Paris war und den wirklich eklatanten Bruch zwischen Arm und Reich dort erlebt hat, die Bettler vor den Kirchen, die Luxuslimousinen und die bittere Armut auf dem Land, den Verfall auf den Dörfern usw. - der wußte, was er - noch immer - am Nachkriegsdeutschland hatte.
Siegerlügen waren sehr weit nach dem Krieg noch in Deutschland als solche bekannt, man wußte Bescheid.
Man kannte die Erzählungen über den Abtransport der deutschen Erfindungen und Patente, den Diebstahl von Kunstwerken und anderen Wertgegenständen, d.h. eigentlich wurde alles gestohlen, was nicht niet-und nagelfest war.
Die Gustloff, die Flucht aus Ostpreußen, Nemmersdorf, die Vergewaltigungen durch die Russen, die Nürnberger Prozesse und wie manch amerikanischer General im Gerichtssaal versuchte, Gerechtigkeit für die Deutschen herzustellen.
Allgemein bekannt war, daß die Amerikaner uns nach dem Krieg geholfen haben und viele Amis sehr entsetzt gewesen sein sollen über das Ausmaß und die Folgen dieses Krieges gegen Deutschland. Aber man kannte auch deren Verbrechen, wie das in Dresden und die Zeitzeugenberichte.
Man gab es an die Enkel weiter, daß die Russen für das Nürnberger Tribunal die treibende Kraft waren, und all diese Erzählungen reichten bis in die 80er Jahre hinein.
Zumindest wurde das in meinem Umfeld lange so überliefert. Kulturell waren viele Deutsche eher Richtung Frankreich geneigt als nach Amerika. Jeans trug man schon, diese waren aber in allen europäischen Ländern bekannt und ein Erfolgsschlager, ebenso wie Marylin Monroe und Zeichentrickfilme (die eigentlich eine deutsche Erfindung waren...).
Es kommt wohl immer auf das eigene Umfeld an, vieles hörte man aus familiärer Überlieferung und von Zeitzeugen.
Ein Verwandter von einem Bekannten fuhr u.a. auf den Hilfskreuzern unter von Ruckteschell, sowie auf dem U-Boot von Commandante Cappelini, hat mehrere U-Boot-Untergänge überlebt....mußte mitansehen, wie von Ruckteschell für 10 Jahre unschuldig in den Knast gehen mußte, wo ihn sogar die ehemaligen englischen Soldaten mit Essen versorgten, weil er sie nach den Versenkungen der englischen Schiffe ins schiffseigene Lazarett aufnahm.
Über all das wurde erst viel später so gelogen, wie man es heute kennt.