Ich hatte - nur zur Wiederholung - festgestellt, "daß der Westen oder Teile davon nicht wirklich an einer partnerschaftliche Einbindung auf Augenhöhe interessiert waren." Wie sonst willst Du die Zusagen Genschers gegenüber Schewardnadse im Februar 1990 bewerten, es werde keine NATO-Osterweiterung geben? Die Außenminister Großbritanniens und der USA haben dem im Nachgang zugestimmt. Um sich wenige Jahre später im Zuge des Jugoslawienkrieges und der Suche nach neuen Aufgaben für die NATO nicht mehr daran zu erinnern. Darin liegt ein Mangel an Fairness, Partnerschaft geht anders. Die russische Politik jener Zeit kann sich diesbezüglich nicht ganz zu unrecht als Opfer wahrnehmen.
Der darauf folgende Ausverkauf war in Sachen Vertrauensbildung ebenfalls nicht hilfreich, aber Jelzins unsägliche Rolle, diese Plünderung laufen zu lassen, habe ich ausdrücklich erwähnt. Die Verantwortung für diese Vorgänge in den 90ern ist damit ziemlich klar. Die einseitige "Opferkarte", die Du mir mit dem Afrikavergleich in den Mund legen willst, ist daher das eigentlich absurde. Daß Jelzin dem Bestreben nach einer NATO-Osterweiterung im Zuge der NATO-Russland-Grundakte 1997 schließlich nachgegeben hat, schwächt diese Opferwahrnehmung gegenwärtiger Tage weiter ab. Das war es, was ich mit "relativieren" meinte, um Deine andere Frage zu beantworten.
Russland hat einfach nur wirtschaftlich abgekackt, Gorbatschows Öffnungspolitik oder Jelzins Einlenken bei der NATO-Russland-Grundakte, u. a. waren kein Ausdruck politischer Gestaltung gegenüber dem Westen. Russland ist halt in deiner Argumentation der Sündenbock, dessen Schuld man nicht diskutieren, sondern einfach a priori postulieren kann. Merkste was?
Ich hatte mit dem Analogon "Ist eben wie in einer Ehe: es gehören immer zwei zu einem ausgewachsenen Krach." Wenn das in Deinen Augen wie die Suche nach einem einzigen Sündenbock aussieht, dann ist mindestens ein Auge blind.
Die Energiepreisentwicklung begünstigt zunächst einmal nur die fiskalischen Einnahmen. Das bedeutet nicht automatisch bessere Bezahlung der Beamten. Daß diese erfolgte, war unzweifelhaft eine politische Entscheidung. Davon abgesehen, warum sollte die bessere Bezahlung Beamte davon abhalten, dennoch mehr Kohle zu kassieren? Deswegen sind die inzwischen zu zweit unterwegs, was ebenfalls eine politische Entscheidung war.
Den Gedanken, daß Putin nichts von seinen sozialen Visionen umgesetzt haben soll, lehne ich daher weiterhin ab. Das stimmt so einfach nicht.
Da liegt unbestritten nach der langen Zeit noch zu viel im Argen, dem stimme ich zu.
Was immer das jetzt mit unserem bisherigen Dialog zu tun hat. Ich fühle mich da jedenfalls nicht angesprochen.




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