Kampfjets für die Ukraine?
Europas Balanceakt am Rande der Eskalation
Stand: 01.03.2022 | Lesedauer: 4 Minuten
Von Philipp Fritz, Christoph B. Schiltz
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (links) und Polens Staatspräsident Andrzej Duda bei ihrem Besuch der Militärbasis am Dienstag
Quelle: AFP
Die Nato versucht alles, um nicht in den Krieg um die Ukraine hineingezogen zu werden. Wie schwierig das ist, zeigte sich heute in erschreckender Deutlichkeit im Fall von Polen. Bis Generalsekretär Stoltenberg die Lage klarstellte – auf einem polnischen Luftwaffenstützpunkt.
Überraschend reiste Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag nach Polen. Auf dem Luftwaffenstützpunkt in Lask, wo polnische Kampfflugzeuge vom Typ F-16 und amerikanische vom Typ F-15 stationiert sind, trat er gemeinsam mit Staatspräsident Andrzej Duda auf. Der Ort war möglicherweise nicht zufällig gewählt. Seit dem Vorabend nämlich dreht sich alles um die Frage, ob Polen nun 28 Jets sowjetischer Bauart in die Ukraine schickt oder doch nicht. Man werde „nicht nur Munition“ an die Ukraine liefern, sondern sogar Kampfflugzeuge, hatte zuvor vollmundig der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell gesagt.
In Warschau stieß die Ankündigung, die Ukraine umfänglicher mit Waffen ausstatten zu wollen, auf Zustimmung. Hinzu kam eine in sozialen Netzwerken vom ukrainischen Luftwaffenkommando geteilte Stellungnahme, dass offenbar Einigkeit mit Polen und auch mit Bulgarien und der Slowakei bestehen würde, Maschinen auszuliefern.
Mehr noch: Die Ukrainer behaupteten, Polen würde der Ukraine Stützpunkte in Polen zur Verfügung stellen – also auf Nato-Territorium. In Warschau war die Aufregung groß. Ein solcher Schritt würde bedeuten, dass ukrainische Piloten mit polnischen Maschinen von Polen aus Einsätze in die Ukraine fliegen würden. Polen wäre direkte Kriegspartei, ein russischer Schlag gegen polnische Stützpunkte als Reaktion darauf denkbar.