
Zitat von
Chronos
Im Nachgang zu meinem vorigen Beitrag #519 noch ein Gedanke, der vielleicht einen Erklärungsansatz für die explosionsartig um sich greifende Sucht nach Verschwörungsgeschichtchen liefern könnte:
Die Menschen sind von der täglichen Routine und dem immer gleichen langweiligen Tagesablauf völlig angeödet und angwidert. Es passiert einfach viel zu wenig, um den Geist (damit ist das Gehirn gemeint...) ausreichend zu beschäftigen.
Krimis und sonstige Gruselstories werden auch allmählich langweilig, weil jede denkbare Konstellation zu Mord, Betrug, Diebstahl, Raubüberfall und Entführung schon 385 mal durchgespielt und verfilmt wurde.
Also was bleibt dem gelangweilten Gehirn des Normalzeitgenossen? Richtig, neue Stories müssen her, bei denen man sich so richtig gruseln kann.
Da kommen schonmal zwei Männer in dunklen Jacken auf die Idee, den Verwaltungschef der Klinik in einer sächsischen Stadt vom Dach zu schmeissen, in den USA schaltet irgendein Knilch eine starke Kurz- und Kürzestwellen-Sendeanlage in Alaska kurz ein und schüttelt damit den halben nahen Osten mit Türkei und Syrien durch, und - last but not least - kann es ja gar nicht anders sein, als dass ein Seelchen eines studierten Biologen umgebracht worden sein muss, er aber ganz sicher nicht wegen seiner abgehauenen Ehefrau seinem Leben ein Ende gesetzt haben könnte. Ganz bestimmt nicht.
Nein, i wo, das kann und darf gar nicht so simpel und dröge sein. Da muss unbedingt noch eine kräftige Prise Grusel ins tägliche Einerlei, und was würde sich mehr anbieten als solche Geschichten, die dann irgendwann bei entsprechendem Fortschritt der geistigen Verwirrung bei massenhaft zwecks Blutenthahme unterirdisch gefangen gehaltenen Kinder ankommen.
Und das alles nur, weil den Leuten der tägliche Trott und das Routine-Allerlei ganz gewaltig auf den Keks geht und ihnen todlangweilig ist...