Ein lesenswerter Artikel:
Ziele im Nebel: Der russische Krieg und die Suche nach Putins Rechtfertigung
Ja, dort wird u.a. aufgezeigt, wie nebulös die Kreml-Mafia "arbeitet", man kann auch schreiben,
dass sie sich immer schön ein Hintertürchen offenlassen.
Da fand ich z.B. diese Auszüge sehr gut:
Drei Jahre nach Kriegsbeginn bleibt die zentrale Frage unbeantwortet: Warum sterben Tausende auf beiden Seiten?
Laut der Politologin Jekaterina Schulmann ist diese Unklarheit bewusst gewählt: „Das autokratische Regime in Russland
hält sich maximale Grauzonen offen, um jeden Ausgang als Erfolg zu verkaufen. Erst erfindet man Begriffe wie ‚Entmilitarisierung‘,
und später kann man sie nach Belieben interpretieren – oder auch nicht. Die Machtelite ist weder ihren Bürgern rechenschaftspflichtig
noch an öffentliche Verpflichtungen gebunden, was die vage Kriegsrhetorik erklärt.“
Das ideologische Vakuum ist so offensichtlich, dass die klügsten Köpfe aus dem Kreml-Umfeld nach Argumenten für eine Rechtfertigung des Krieges suchen
– oft mit widersprüchlichen Narrativen. So bezeichnete der Philosoph
Alexander Dugin – im Westen gern als „geistiger Mentor“ oder „persönlicher Ideologe“
Putins bezeichnet (obwohl dafür keine Beweise vorliegen) – die „militärische Spezialoperation“ bereits 2022 als den „heiligen Kampf des orthodoxen Russlands
gegen die Horden des Antichristen“ und den „satanischen Westen“.
Seiner Ansicht nach steht die „Spezialoperation“ für die Rückkehr des Imperiums und die Wiederherstellung der „messianischen, futuristischen Bestimmung“ Russlands.
Für ihn gibt es nur zwei Optionen: „Heimat oder Tod“. Dugin, selbst Leiter der Internationalen Eurasischen Bewegung, fordert radikale Maßnahmen: Mobilmachung und
Austausch der „verräterischen“ Elite. Dann werde das große russische Volk siegen.